Die Märchenfee von Linz, Nina Stögmüller, hat das Thema Innerer Schweinehund in ein Märchen verpackt
Meine Freundin Nina war bei einen meiner Schweinehund-Vorträge. Das Thema hat ihr so gefallen, dass ich zum Geburtstag dieses Märchen von ihr bekam. Die Freude war groß und ich möchte euch gerne daran teilhaben lassen.
Der Innere Schweinehund
Es war einmal ein Mann, der wollte seine Gesundheit verbessern. Zu seinem 50. Geburtstag nahm er sich fest vor, ab sofort weniger Alkohol zu trinken, mit dem Rauchen aufzuhören und sich auch noch gesünder zu ernähren. Seine guten Vorsätze hielten genau einen Tag lang. Nicht zum ersten Mal nahm es sich dieser Mann vor, sein Leben zu ändern und mehr auf seine Gesundheit zu achten.
Diesen Plan verfolgte er schon seit rund zwanzig Jahren. Und nicht und nicht wollte es ihm gelingen! „Warum nur?“, fragte er sich, auch nicht zum ersten Mal. „Warum schaffe ich es nicht, auf Dauer bei meinen guten Vorsätzen zu bleiben?“ Der Mann grübelte und grübelte und kam auf keine befriedigende Antwort. So beschloss er eine Wahrsagerin aufzusuchen um den wahren Grund seiner hartnäckigen Gewohnheiten heraus zu finden. Er versuchte sein Glück mit Hilfe Madame Roruhs Kristallkugel, die ihm eine Antwort auf seine brennendste Frage geben sollte. „Warum schaffe ich es nicht meine ungesunden Gewohnheiten aufzugeben?“, fragte der Mann und erhielt darauf eine ungewöhnliche Antwort.
Madame Roruh blickte tief in ihre Kristallkugel und antwortete: „Dein innerer Schweinehund ist es, der dich an deinen gesunden Plänen hindert, du nimmst dir etwas vor und er überredet dich, diesen neuen Plan wieder fallen zu lassen. Und du tust das gerne, denn deine neuen Gewohnheiten sind viel anstrengender als die alten und eigentlich willst du dich gar nicht ändern, sondern alles so lassen wie es ist! Je öfter du einen guten Vorsatz in den Wind schlägst, desto dicker und fetter wird dein innerer Schweinehund. In deinem Fall ist er schon so mächtig, dass du kaum mehr eine Chance hast, gegen ihn anzukommen.“
„Mein Innerer Schweinehund?“, der Mann stutzte, so etwas hatte er noch nie gehört. „Aber ich will mich ändern, ich will anders leben, ich will gesünder werden!“, protestierte der Mann und sah Madame Roruh fordernd an. „Wenn du das wirklich willst, dann schicke ich dich zu einer weisen Frau, die sich auskennt mit dem Bändigen von Inneren Schweinehunden! Aber sei dir bewusst, dass du selbst auch dafür bereit sein musst, dich mit deinem Schweinehund anzulegen, sonst hast du überhaupt keine Chance erfolgreich zu sein!“ Der Mann versprach sein Möglichstes zu tun um seinen inneren Schweinehund in den Griff zu bekommen. Madame Roruh gab ihm die Adresse der weisen Frau und einen Tag später klopfte der Mann an ihre Tür.
Freundlich wurde er empfangen, und als er der weisen Frau erzählte, warum er zu ihr gekommen war, nickte sie verständnisvoll. „Jeder Mensch hat einen inneren Schweinehund“, sagte sie. „Der innere Schweinehund hält uns davon ab, gute Dinge zu tun, die notwendig sind, die unser Leben bereichern oder verbessern. Er tut das nicht weil er böse ist, sondern weil wir ihn das tun lassen. Wenn wir wollen, dann gehorcht uns der innere Schweinehund auf´s Wort, wir müssen nur lernen, ihm die richtigen Befehle zu geben!“ Der Mann schöpfte Hoffnung. Er erfuhr von der weisen Frau, dass er immer wieder selbst die Möglichkeit hatte zu wählen.
Nicht einfach in alte Gewohnheiten zurück zu fallen, sondern sich diese Gewohnheiten bewusst zu machen und dann bewusst etwas anderes zu tun oder eben wieder in das alte Muster zu verfallen, aber schon allein diese Bewusstheit selbst eine Wahl zu haben, war der erste Schritt zum Erfolg.
Ab sofort versuchte der Mann, sich nicht mehr auf das Problem selbst, sondern auf die Lösung zu konzentrieren. Nicht mehr ständig zu denken, „ich bin zu dick“, sondern die Gedanken darauf zu konzentrieren, was die Lösung sein könnte, das Wunschgewicht zu erreichen. Auch in kleinen Handlungen und Entscheidungen wichtige Schritte in die richtige Richtung zu erkennen und dabei das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren, das war jetzt sein Plan.
Außerdem sollte das Wort „Muss“ aus seinem Sprachschatz verbannt werden, der Schweinehund reagiert nämlich auf dieses „Reizwort“ besonders aggressiv und ist sofort wieder „dick“ da um dazu beizutragen, die neuen gesunden Angewohnheiten zu verjagen! Weiters lernte der Mann seinen Willen zu stärken und dazu seinen Körper und seinen Atem in Form von Übungen richtig einzusetzen. Dieses neue „Training“ durchzuziehen war eine große Herausforderung, denn dem inneren Schweinehund gefiel das ganze Programm natürlich ganz und gar nicht.
Der Mann begann nun auch wieder damit, Verantwortung für sein Tun zu übernehmen und erlangte damit noch mehr Bewusstsein und Selbstbestimmung in seinem Leben. Mit vielen kleinen bedachten Schritten schaffte er es schließlich, seinem inneren Schweinehund zu Leibe zu rücken. Der Mann war heilfroh und stolz auf sich, als er eines Tages die weise Frau wieder aufsuchte und ihr von seinen Erfolgen berichtete. Die weise Frau lächelte zufrieden und gab ihm noch eine weitere Weisheit mit auf den Weg: „Lieber Mann, ich gratuliere dir, du bist sehr erfolgreich gewesen, aber sei dir bewusst, die Arbeit mit dem inneren Schweinehund hört nie auf! Auch wenn du ihn jetzt unter Kontrolle hast, darfst du nie vergessen, dass dein innerer Schweinehund dein ganzes Leben lang darauf wartet, in einer schwachen Stunde zurück zu kehren um dich wieder in deine alten Muster hineinzulocken!“
Der Mann beherzigte Zeit seines Lebens die Ratschläge der weisen Schweinehund-Bezähmerin. Und wenn er doch Gefahr lief wieder einmal rückfällig zu werden, dann suchte er die weise Frau auf, die ihm immer wieder in Erinnerung rief, wie einfach es sein kann, durch konsequentes, bewusstes Handeln mit dem inneren Schweinehund in Frieden leben zu können.
Nina Stögmüller, 2013